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Werkstattbericht: INSIDE und die dritte Kategorie „divers“

29.03.2019

Lange kannte das deutsche Personenstandsrecht nur Mann und Frau, seit Ende 2018 kann statt „weiblich“ oder „männlich“ eine dritte Kategorie gewählt werden: „divers“. Diese Kategorie können Personen wählen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen. Die Gesetzesänderung ist auch für Forschungsprojekte wie INSIDE von Bedeutung.

In unseren Fragebögen fragen wir auch immer nach dem Geschlecht der ausfüllenden Person. Daher diskutieren wir nun über die Einführung einer dritten Kategorie an dieser Stelle. Für die aktuell startende Erhebung im Frühsommer 2019 konnten wir dies noch nicht umsetzen: Als wir die Fragen für die erste Erhebung zusammengestellt haben, war noch unklar, wie sich die die rechtliche Lage entwickelt.

Fest steht, dass wir die dritte Kategorie bei allen Teilnehmenden abfragen werden. Bei unseren Recherchen und ersten Gesprächen mit Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern ist uns aber auch klar geworden, dass durch die Einführung der dritten Kategorie mit verschiedenen Folgen einhergeht:

Bisher gibt es noch wenige Erkenntnisse darüber, wie in großen Studien wie INSIDE die dritte Kategorie vor allem von den Schülerinnen und Schülern verstanden wird, wie die Akzeptanz bei den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern ist und welche weiteren Konsequenzen sich daraus ergeben. Wir haben hierzu mit einer kleinen Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus der sechsten Jahrgangsstufe Fragen besprochen. Hier hat sich gezeigt, dass die Bedeutung des Begriffs „divers“ nicht allen bekannt ist und entsprechend nicht von allen Schülerinnen und Schülern verstanden wird. Die Schülerinnen und Schüler, die den Begriff einordnen konnten, fanden es aber völlig in Ordnung, so eine dritte Kategorie abzufragen. Wir planen daher im kommenden Jahr, die dritte Kategorie abzufragen und ihre Bedeutung im Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler zu erläutern.

Aufgrund der Einführung der dritten Kategorie „divers“ setzen wir uns auch mit dem Thema der gendergerechten Sprache auseinander. Genau genommen können wir nicht mehr nur von „Schülerinnen und Schülern“ sprechen, wenn wir davon ausgehen, dass es Kinder gibt, die sich weder dem einen noch dem anderen, sondern dieser dritten Kategorie zuordnen. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen an eine gendergerechte Sprache, beispielsweise in dem man von „SchülerInnen“, „Schüler_innen“ oder „Schüler*innen“ spricht. Eine übergreifende Lösung gibt es hier nicht, auch wenn sich – so unsere Wahrnehmung – die Verwendung der Formulierung „Schüler*innen“ mit dem sogenannten „Gender-Stern“ zunehmend etabliert. Dieses Symbol soll deutlich machen, dass Frauen und Männer gemeint sind – und auch jene, die sich einem dritten Geschlecht zugehörig fühlen. Aber: Solche Wörter oder Texte mit Stern sind auch ungewohnt. Bislang gibt es keine Studien, die zeigen, wie gut Texte oder Wörter, in denen der Gender-Stern verwendet wird, von verschiedenen Personengruppen wie Kindern, die nicht so gut lesen können oder auch Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen und lesen können, verstanden werden. Gezielten Gesprächen mit Lehrkräften und mit den Expertinnen und Experten rund um das INSIDE-Projekt entnehmen wir zudem, dass die Verwendung von gendergerechter Sprache, beispielsweise auch bei den Eltern, sehr unterschiedlich aufgenommen wird.

Somit möchten wir uns im INSIDE-Projekt zunächst noch weiter mit diesem Thema auseinandersetzen. Wir bleiben dran!