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INSIDE zieht Bilanz: Buch mit Ergebnissen zur Umsetzung schulischer Inklusion wurde veröffentlicht

10.11.2025

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des INSIDE-Projekts widmen sich auf Grundlage der INSIDE-Daten der Beantwortung verschiedener Fragestellungen: Wie wirkt sich Inklusion auf den Schulalltag, den Lernerfolg und die soziale Teilhabe aus? Helfen inklusive Lernumgebungen nur Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen oder profitieren alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen davon? In einem Sammelband der Buchreihe Zeitschrift für Erziehungswissenschaften (ZfE) Edition wurden nun ausgewählte Ergebnisse zum Stand der schulischen Inklusion veröffentlicht.

Inklusion in der Sekundarstufe: Ein gemischtes Bild
Die Beiträge des Sammelbands zeigen: Inklusion in der Sekundarstufe I gelingt weder durchweg noch scheitert sie grundsätzlich. Das wird anhand von neun wissenschaftlichen Beiträgen rund um die Gestaltung von Inklusion durch Schulen und Lehrkräfte sowie die Entwicklung inklusiv lernender Schülerinnen und Schüler beleuchtet. Konkret geht es in dem Buch um diese Themen:

  • Die Zusammenarbeit von Lehrkräften ist von verschiedenen Faktoren abhängig
    Die Zusammenarbeit von allgemein- und sonderpädagogischen Lehrkräften ist wichtig für eine erfolgreiche inklusive Schule. Die INSIDE-Daten zeigen: Sonderpädagogische Lehrkräfte bewerten die Zusammenarbeit tendenziell schlechter als allgemeinpädagogische Lehrkräfte. Eine gute Vorbereitung, eine hohe Selbstwirksamkeit und eine angenehme Arbeitsatmosphäre können die Zusammenarbeit fördern.
     
  • Der Einsatz digitaler Medien hängt von der Lehrkraft ab
    Der Einsatz digitaler Medien kann hilfreich sein, um auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse von Schülerinnen und Schülern einzugehen. Die Auswertungen zeigen: Lehrkräfte, die sich kompetent fühlen, inklusiv unterrichten zu können, sind dem Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht gegenüber aufgeschlossener und sehen sie eher als Chance, um auf die individuellen Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler eingehen zu können.
     
  • Inklusion fördert die Demokratiebildung
    Wenn sich die Schule zum Beispiel in der Unterrichtsgestaltung oder den Teamstrukturen aktiv um die Umsetzung einer inklusiven Lernumgebung bemüht, berichten Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte von einer stärkeren demokratischen Ausrichtung der Schule.
     
  • Die Entwicklung der Fähigkeiten im inklusiven Unterricht fällt verschieden aus
    In den Bereichen Mathematik und Lesen zeigt sich zu Beginn der Sekundarstufe, dass alle Schülerinnen und Schüler dazu lernen. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen erzielen allerdings geringere Lernzuwächse als solche ohne sonderpädagogische Förderbedarfe. Innerhalb der Gruppe der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen gibt es ebenfalls Unterschiede im Lernzuwachs.
     
  • Elternnetzwerke fördern den Schulerfolg
    Eltern spielen eine entscheidende Rolle beim Bildungserfolg ihrer Kinder. Dazu zählen auch Kontakte, die Eltern untereinander haben. Mit den INSIDE-Daten kann gezeigt werden, dass sich Elternkontakte innerhalb einer Klasse positiv auf den Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischen Förderbedarfen auswirken, wenn nur wenige Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen in einer Klasse lernen.
     
  • Führt mehr Differenzierung zu weniger Lernerfolg?
    Beim „Universal Design for Learning“ (UDL) geht es darum, den Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen – beispielsweise durch Differenzierung. Differenzierung heißt, dass die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Aufgaben bekommen, die ihrem Können entsprechen. Überraschenderweise zeigen die Ergebnisse der INSIDE-Studie, dass die Anwendung der UDL-Prinzipien im Mathematikunterricht mit einem geringeren Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zusammenhängt. In dem Beitrag wird diskutiert, ob und wie das mit der Zusammensetzung der Klasse oder dem allgemeinen Lernzuwachs in Klassen mit leistungsschwachen Lernenden zusammenhängt.
     
  • Die Entwicklung von sozialen Kompetenzen von Lernenden ohne sonderpädagogische Förderbedarfe hängt nicht vom inklusiven Lernkontext ab
    Die sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern ohne sonderpädagogische Förderbedarfe entwickeln sich weder systematisch besser noch schlechter, wenn sie in der Sekundarstufe I unter inklusiven Bedingungen lernen oder nicht. Entscheidend ist vielmehr das Klassenklima: Wertschätzende Beziehungen zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern fördern die Entwicklung der sozialen Kompetenzen von Kindern ohne sonderpädagogische Förderbedarfe.
     
  • Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen erleben sich weniger als Teil der Klasse als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler
    Erwartungsgemäß berichten Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen von einer geringeren sozialen Teilhabe als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Dies trifft insbesondere auf diejenigen mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung zu. Im Laufe der Sekundarstufe I nimmt das Gefühl der sozialen Teilhabe bei allen Schülerinnen und Schüler ab. Eine wertschätzende Beziehung mit Lehrkräften kann diese negative Entwicklung etwas abpuffern.
     
  • Individualisierter Unterricht kann die soziale Teilhabe von Schülerinnen und Schüler fördern
    Je stärker die Schülerinnen und Schüler wahrnehmen, dass ihre Fachlehrkräfte den Unterricht differenzieren und damit an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen, als desto stärker erleben sie ihre soziale Teilhabe. Das trifft insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarfen zu.

Zum Weiterlesen: Der Sammelband ist bei Springer in der Buchreihe ZfE-Edition erschienen. Sie können ihn hier als PDF herunterladen oder als Papierausgabe bestellen.

Das INSIDE-Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ, ehemals BMBF) gefördert.